Liebe Freundinnen und Freunde der KHG,
heute wende ich mich mit einem Thema an euch, das in den letzten Wochen viele kirchlich engagierte Menschen und darüber hinaus eine breite Öffentlichkeit sehr bewegt: die neuerliche Zuspitzung der Missbrauchs-Skandale in unserer Kirche. Sie macht viele gerade derer, die mit unserer Kirche verbunden sind, wütend und fassungslos. Auch als Seelsorger unserer Hochschulgemeinde bin ich voller Zorn über das Versagen kirchlicher Strukturen und meine Solidarität gilt den Opfern der Taten, die im Raum der Kirche geschehen sind.
Die Ergebnisse einer Studie zu den Missbrauchs-Fällen in Deutschland, die kürzlich vorab bekannt wurden, sind im Grunde nicht neu und auch nicht überraschend. Aber das schier unglaubliche Ausmaß der Taten verbunden mit dem jahrzehntelangen Schweigen und Vertuschen gibt den Geschehnissen doch noch einmal eine neue Dimension. Es ist nun endgültig nicht länger möglich, von Einzelfällen oder Randerscheinungen zu sprechen. Vielmehr wird klar, dass Missbrauch ein strukturelles Problem der Kirche darstellt, das tiefgreifende organisatorische und theologische Konsequenzen erfordert.
Meine ersten persönlichen Gedanken dazu habe ich vor kurzem hier niedergeschrieben. Als mit-verantwortlicher Seelsorger für die KHG kann und will ich nicht schweigen, sondern mich, soweit es in meiner Aufgabe möglich ist, mich für Veränderungen einsetzen. Ich darf euch versichern, dass wir uns auch im KHG-Team mit diesem Anliegen beschäftigen und – so wie es in der KHG ohnehin üblich ist – euch als unsere Gemeinde aktiv einbeziehen. Wir überlegen noch, in welcher Form das am besten geschehen kann (evtl. u.a. in Form eines Audits oder einer Umfrage) und werden dazu dieses Thema demnächst auch im Gemeinderat behandeln.
Mittlerweile habe ich auch mit unseren Kolleginnen und Kollegen der bayerischen Hochschulgemeinden Kontakt aufgenommen, damit wir gemeinsam überlegen, was wir konkret tun können. Bereits vor längerer Zeit haben wir ein Arbeitspapier erstellt, das unter dem Titel „Für Freiheit und Respekt“ eine Selbstverpflichtung darstellt, unter die wir unsere seelsorgerliche Arbeit stellen. Dieses Papier möchten wir in den kommenden Monaten überarbeiten und die neuesten Entwicklungen mit einfließen lassen. Wir werden auch überlegen, ob das aktuelle eher grundsätzlich gehaltene Arbeitspapier zu einem Präventionskonzept ausgebaut werden kann, das dann besonders die für die Hochschulseelsorge spezifischen Beziehungen zwischen Erwachsenen in den Blick nimmt.
Im Laufe des Wintersemesters planen wir zudem eine Veranstaltung mit einem Experten / einer Expertin in diesem Bereich. Hier sollen wir nicht nur fachlichen Input bekommen, sondern auch die Möglichkeit haben, miteinander ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und Anliegen zu formulieren. Wir sind bereits in Kontakt mit einigen möglichen Referenten und halten euch über den Fortgang der Planungen auf dem Laufenden.
Euer Feedback ist jederzeit erwünscht, kommt dazu einfach persönlich auf unser Team zu oder schreibt uns. Gemäß dem Leitbild unserer Regensburger KHG verstehen wir uns als eine solidarische und partizipative Gemeinde, wo alle einander sich auf Augenhöhe mit gleichen Rechten begegnen und wo unsere Aufmerksamkeit besonders denen gilt, die der Hilfe und Unterstützung bedürfen – innerhalb und außerhalb unserer Gemeinde. Dieser Verpflichtung wollen wir auch in der aktuellen kirchlichen Situation gerecht werden und freuen uns über eure kritisch-konstruktiven Beiträge dazu. Wir hoffen, dass ihr der KHG gerade jetzt verbunden bleibt, damit wir gemeinsam zeigen: eine andere Kirche ist möglich!
Es grüßt euch herzlich,
Hermann Josef vom KHG-Team
Bild (c) Max Bordovskii / Pexels
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